Anmerkungen & Quellen

1Rheinischer Bahnhof bzw. Nordbahnhof

Oder auch „Bahnhof Bochum Nord“ bzw. „Bahnhof Bochum Rheinisch“: Er wurde 1874 von der Rheinischen Eisenbahn-Gesellschaft eröffnet. 1979 wurde der Personenverkehr eingestellt. Für den Schwanenmarkt als urbanes Zentrum war der Bahnhof konstitutiv. Nicht nur als Knotenpunkt für den Personenverkehr. Sondern auch weil die Möglichkeiten des Gütertransports Ansiedlungen von exportorientierten Unternehmen – vor allem von Brauereien – in der unmittelbaren Umgebung nach sich zog.

Mehr Infos:
Hans H. Hanke: Der Zug ist noch nicht abgefahren. Berichte zum Nordbahnhof. In: Bochumer Zeitpunkte, Heft 35 (Februar 2016), Seite 3–15
Rolf und Achim Schlafke Eisenbahnfilme: Aus der Reihe „Eisenbahn und Bochum, Teil 1: Der Rheinische Bahnhof Bochum https://www.youtube.com/watch?v=gvIJppRFfLI

2Die Straßenbahnen nach Gerthe und Harpen

Die Linien, die von der „Kleinbahn Bochum-Gerthe-Harpen“ (seit 1909: „Bochum-Castroper-Straßenbahn“) in Betrieb genommen wurden, endeten (bzw. starteten) nicht exakt am Schwanenmarkt, sondern bogen noch um die Kurve in die Kanalstraße ein (heute Nordring). Die Linie 8 nach Gerthe (und seit 1909 weiter nach Castrop) erhielt später die Bezeichnung „Linie A“, die Linie 7 nach Harpen „Linie B“.

Mehr Infos:
Andreas Halwer: Die Entwicklung des Gleisnetzes und der Straßenbahnlinien in der Bochumer Innenstadt / In: Bochumer Zeitpunkte, Heft 39 (Juni 2018),

3Löwenbrunnen I: Der Bildhauer Josef Schmidt

Schmidt , 1849 in Marhagen (Eifel) geboren) war um 1870 in Bochum „eingewandert“. Er arbeitete bis zur Meisterprüfung als Maurer und machte sich 1880 selbstständig. Ab 1885 befand sich sein „Marmorgeschäft nebst Steinhauerei und Baumaterialienhandlung“ in der Bahnhofstr. 37. Er beschäftigte damals 5 Steinhauer, 2 Marmorschleifer und 6 Plattenleger und führte viele Aufträge im öffentlichen Raum aus, u. a. auch Brunnen und Denkmäler. Zur Jahrhundertwende gehörte ihm eines der größten Baugeschäfte in Bochum. Joseph Schmidt wurde 1903 zum Obermeister der Baugewerken-Zwangs-Innung gewählt. Als er 1917 starb betrieben seine Söhne das Geschäft weiter.

aus: Enno Neumann, Von der Kaiserlinde zum Heldenhain. Kortum-Gesellschaft, Bochum 2010

4Löwenbrunnen II: Gestaltung

Zur Einweihung des Brunnens am Schwanenmarkt vermerkte der Märkische Sprecher am 7. April 1900: „Auf einem Grundsockel von sächsischem Granit repräsentiert sich uns ein Brunnen, von rothem Marmor aufgebaut und versehen mit zwei übereinanderliegenden Becken von Granit zur Aufnahme des Wassers. Unter dem Fries ist die Fläche mit zwei mächtigen Delphinen begrenzt, während der Zwischenraum durch symbolische Figuren, wie Wasserratte, Schnecke etc. belebt ist. Die Anlage gereicht dem Schwanenmarkt zur Zierde. Die Maurerarbeiten sind von Herrn Bauunternehmer Winkelmann und die Steinmetzarbeiten von der Firma Josef Schmidt hier aufs schönste ausgeführt worden.“
aus: Hansi Hungerige, Erinnerungen an Bochum wie es einmal war, S. 5, Gudensberg-Gleichen 2001

Es fällt heute schwer, die beiden Fischfiguren des Löwenbrunnens als „Delphine“ anzusprechen. Vor allem das Maul wirkt überhaupt nicht delphingemäß. Die Skulptur orientiert sich auch gar nicht an dem natürlichen Vorbild, sondern entspricht einem Typus, der seit der Renaissance und vor allem im Barock als „Delphin“ gebräuchlich war. Vergleiche z.B. die „Fontana del Tritone“ in Rom, ein 1642-1643 von Bernini geschaffener Brunnen aus dem Hochbarock. Der Historismus, d. h. der Stil, dem der Bochumer Löwenbrunnen entspricht, zeichnet sich durch den Rückgriff und die unkritische Übernahme solcher Versatzstücke aus dem historischen Formenfundus aus.

5Löwenbrunnen III: Wann verschwand er?

Man hört (bzw. liest) verschiedentlich, dass der Löwenbrunnen im Zusammenhang mit dem Ausbau des Rings verschwunden sei. Wirkliche Belege dafür habe ich nicht gefunden. In „So war Bochum / Eine Stadt im Wandel“ schreibt Franz Peine z.B. nur vage „Der Brunnen am Schwanenmarkt wurde beim Ausbau des Nordrings nicht wieder errichtet“. Das Buch ist von 1959, die 4. erweiterte Auflage, die mir vorliegt von 1965. Der Autor könnte es also eigentlich noch wissen. Aber was soll das bedeuten: „…nicht wieder errichtet“? Da, wo 1955 der Nordring gebaut wurde, hatte sich der Brunnen seit 1914 ja gar nicht mehr befunden. Sondern direkt neben dem Toilettenhäuschen, eine Stelle, die von der neuen Straße eigentlich nicht berührt wird. Aber dort ist bereits 1949 auf den Bildern vom Katholikentag nichts mehr von ihm zu sehen. Der Bereich wirkt auch recht aufgeräumt. Insofern liegt nahe: Der Brunnen wurde im Krieg zerstört und kurz drauf zusammen mit den anderen Trümmern beseitigt. Für jeden Hinweis – auch wenn er dieser Ansicht widersprecht – bin ich dankbar!

6Datierung: Anbau

Dass der Anbau nach Januar 1965 erfolgt ist, schließe ich aus einer Akte wegen einer Gewerbeanmeldung, in der der Grundriss des Gebäudes noch mit sechs Pfeilern verzeichnet ist. Sie ist mit Unterschrift und Stempel versehen: „Die Zeichnung stimmt mit der Örtlichkeit überein“ und datiert (26.1.65). Die ehemalige Außenmauer ist im Inneren des Gebäudes noch gut zu erkennen. Auch verfügt der angebaute Teil über eine dickere Decke.

7Die Karte von Carl Arnold Kortum

Eine kritische Würdigung dieser Karte liefert der Aufsatz von Hans Hanke: Von guten und schlechten Häusern / Berichte zum ehemaligen Zustand einer Ackerbürgerstadt (in: Carl Arnold Kortum, 1745-1824, Arzt, Forscher, Literat / einem Revierbürger zum 250. Geburtstag, S. 174-187. hrsg. v. Arbeitskreis Kortumjahr 1995; Kortum-Gesellschaft; Bottrop-Essen 1995

8Umleitung des Baches

siehe: Stadtarchiv Bochum LA 1104. Regulierung Stadtbach 1837-41
Hans Hanke schreibt: „…wird deutlich, dass der Bachlauf, der bei Kortum noch durch das Becktor floß, 1821 durch Landwirt Bölling geändert wird.“ (Quelle: siehe Anmerkung 7)

9Die Namensfrage: Schwanen- oder Schweinemarkt

Prof. Dr. Darpe, Geschichtliche Einleitung in: Die Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Bochum-Stadt, im Auftrag des Provinzial-Verbandes der Provinz Westfalen, bearbeitet von A. Ludorff (königlicher Baurath, Provinzial Konservator, Münster i. W., Komissions-Verlag von Ferdinand Schöning, Verlagsbuchhandlung in Paderborn, 1906 (unveränderter Neudruck 1994, Hermann Hermes Verlag, Warburg): „Zwei Bäche fließen durch die Stadt, nämlich 1. der Bach, welcher am Schwanen- (Schweine-) Markte vormals den „Pferdeteich“ speisete; es war die mit dem von der Castroper Straße herabkommenden Krämerspring und der vom Lohberg kommenden Goldbecke vereinte Gladbecke (Ladbecke), welche östlich vom Nordbahnhof noch sichbar ist, später in der Richtung der Kanalstraße unterirdisch zu den städtischen Klärteichen und von da als Hofsteder Bach nach Nordwesten fließt; 2. der Marbach…

Innenstadtring

Zum Bau des Bochumer Innenstadtrings gibt es einen Film von 1954, der auf YouTube bereitgestellt wird:
1954 altstadtneubau Bochum

11Wachholderhaus, Gaststätte Mense

Ungefähr an der Stelle des Wachholderhauses befand sich vor dem Krieg das Haus mit der Schankwirtschaft Mense, die seit 1876 von Bernhard Mense geführt wurde (Rheinische Straße 7)
laut: Hansi Hungerige, Erinnerungen an Bochum wie es einmal war, S. 5, Gudensberg-Gleichen 2001

Kleine Gewässerkunde

Die Ladbecke hat ihren Anfang eine gute Viertelstunde östlich von Bochum, bei dem Schulte Ladbeck im alten Bochum, nimmt nahe bei der Stadt Bochum, ostwärts das Wasser aus dem Krämerspring und nordwärts die Goldbecke (muß wohl richtiger Cholthbecke geschrieben werden), gibt alsdann das Wasser zur Stadtbleiche, fließt zum Beckthor der Stadt Bochum, schlängelt sich nach der Bulks-Mühle, fließt durch Marnameshagen und vereinigt sich vor der Mühle zu Dahlhausen bei Eikel mit der Maarbecke.

aus: Carl Friedrich Petersen, Der Kirchsprengel Weitmar, oder aber die Gegend, wo Hermann den Varus schlug. gedruckt bei G. D. Bädeker, Essen 1823

Generelles zum Schwanenmarkt:

Jürgen Boebers-Süßmann: Einst sprudelte ein Brunnen am Schwanenmarkt. In: WAZ, Der Westen, Teil Bochum, 1. März 2015 (Teil einer Artikelserie, die auch als Buch „Bochum historisch“ 2016 im Klartext-Verlag erschienen ist)
Frank Dengler: Gruß aus Bochum: Der Ursprung des Schwanenmarkts. In: Ruhr-Nachrichten, 22. September 2009
Altes Toilettenhäuschen und Trinkhalle am Schwanenmarkt Bochum, www.bochumschau.de