Instandsetzung

Wir haben kein Geld, aber viel Enthusiasmus! Wer uns unterstützen will, kann sich gerne bei uns melden. Handwerkliches Knowhow, Materialspenden, helfende Hände, natürlich auch finanzielle Hilfen sind willkommen. An dem Gebäude ist noch viel zu tun, auch wenn wir schon weit gekommen sind. Als wir angefangen haben, sah es so aus:

Foto: Sadrowski
Es erschien uns immer viel zu umständlich, das Gebäude zunächst in etwas anderes zu verwandeln, um es erst dann – d. h. im rundum erneuerten Zustand – endlich „richtig“ nutzen zu können. Sondern die Nutzung beginnt vom Fleck weg. Die Baumaßnahmen, die gemeinsam mit Studierenden durchgeführt werden, sind von Anfang an Bestandteil eines Lehrkonzepts (Lebendiger Lernort). Und gerade der ruinöse Zustand bietet auch Möglichkeiten für einen kreativen Gebrauch, die sich in einem renovierten Gebäude nicht finden lassen. Wo kann man zum Beispiel im Rahmen einer Performance vor Publikum ein Loch in die Wand schlagen (Die Mauer muss weg!, 2019)? Oder einfach mal so einen Raum unter Wasser setzen (Gender-Geisterbahn, 2020)?
Foto: Beuscher
Foto: Sadrowski
Wir verstehen das Gebäude als eine Art Plastik. Es wird einem Transformationsprozess unterworfen, einer bildhauerischen Bearbeitung. Dieser Prozess ist gestalterisches Schaffen. Ein Schaffen, das sich nicht nur mittels Körperkraft und handwerklichem Können vollzieht, sondern auch als gedankliche Leistung: Ideenfindung, Logo-Entwicklung, Recherche zur Geschichte des Orts etc. Die Performance soll so weit wie möglich öffentlich werden. D. h. nicht nur die Akteure (u. a. mehrere Seminare der Evangelischen Hochschule RWL, Fachbereich „Soziale Arbeit“) sollen sich ihres plastischen Handelns bewusst werden, sondern vor den Augen der Bevölkerung findet gewissermaßen eine Vorstellung statt: Peu à peu verwandelt sich der verwahrloste Leerstand in einen spannenden Experimentierort. Das Geschehen vollzieht sich wie auf einer Bühne. SCHWANENMARKT 1 liegt an einer der umtostesten Ecken Bochums. Autofahrer, die an der Ampel halten, gucken erstaunt. Zufällige Passanten nehmen regen Anteil.
Foto: Sadrowski
Foto: Strsembski
Foto: Rotthäuser
Foto: Sadrowski
Der ehemals verrammelte Bau wird der Einsicht geöffnet. Nicht nur – wie auf dem Bild oben – bei Veranstaltungen. Sondern immer. Doch nicht nur Blicke von außen sind erwünscht. Wir laden ein zum Betreten. Der Durchbruch zwischen Kioskraum und Toiletten, die Einweihung des Ofens – alle entscheidenden Veränderungen werden durch Veranstaltungen und Ausstellungen akzentuiert und gefeiert. So können Interessierte den Fortgang des Transformationsprozesses miterleben.
Foto: Mauermann
Manches erscheint einem Passanten sicher rätselhaft. So soll es sein! Man muss die Fantasie der Leute in Bewegung setzen.

Der ruinöse Zustand hat zwar seinen speziellen Charme, der von uns ja auch für Installationen genutzt wird. Dies sollte aber nicht über den Kraftakt hinwegtäuschen, der damit verbunden war, das Gebäude überhaupt soweit zu entwickeln. Und die Arbeit geht weiter! Sie wurde zum Teil im Rahmen der „Einfach machen!“-Seminare mit Studierenden geleistet. Darüber hinaus aber auch durch ehrenamtliche Einsätze, die sich bereits auf über 1000 Arbeitsstunden summieren. Zeit wird ja nicht nur für die reinen Baumaßnahmen aufgewendet, sondern z. B. auch für historische Recherche, fotografische Dokumentation, Veranstaltungsplanung und -durchführung, Einrichtung und Pflege dieser Website. In seltenen Fällen, wenn z. B. aus Sicherheitsgründen eine Eigenleistung unmöglich war, wurden Fachleute hinzugezogen.

Herausforderung: Dach

Foto: Sadrowski
Oben: Es grünte und blühte in der Dachrinne. Unten: An der Rückseite des Gebäudes, wo das Dach an den Bahndamm heranreicht, waren Brombeeren und Büsche hineingewachsen und hatten großflächig Verheerungen angerichtet.
Foto: Schamp
Oben: vorher. Unten: Dach-Zustand heute
Foto: Schamp

Herausforderung: Müll

Foto: Sadrowski
Foto: Sadrowski

Im Inneren war das Gebäude voller Müll und maroden Einbauten. Es ist von uns komplett entkernt worden.
Foto: Schamp
Foto: Heinrich
Die eigentliche Müll-Herausforderung: Nicht das Innere des Gebäudes, sondern seine Umgebung! Von der nicht besonders großen, benachbarten Brachfläche sind von uns schon circa 100 Säcke aufgesammelt und abtransportiert worden. Dieses Problem werden wir sicher nie ganz los. Es ist aber zum Glück spürbar, dass die Vermüllung des Geländes langsamer vonstatten geht.
Foto: Sadrowski
Foto: Sadrowski
Foto: Schamp

Herausforderung: Strom, Wasser, Wärme

Der Strom- und auch der Wasseranschluss des Gebäudes waren bereits gekappt und ließen sich so einfach nicht mehr in Betrieb nehmen. Neue Anschlüsse hätten erst wieder zum Gebäude hin verlegt werden müssen – für uns unbezahlbar. Deshalb starteten wir mit einem Stromgenerator. Mittlerweile haben wir immerhin Baustrom. Das Wasser holen wir in Kanistern vom Kunstmuseum und bei etwas größeren Mengen vom Alsengarten. (Beiden Institutionen sei dafür herzlichst gedankt!) Das Arbeiten in den Wintermonaten war teilweise mangels Heizung recht ungemütlich. Aber in allen drei Punkten stehen demnächst Verbesserungen an, über die wir an dieser Stelle in Kürze informieren werden.

Foto: Schamp
Die legendären Anfänge. Oktober 2019 starteten die Instandsetzungs-Arbeiten. Damals noch alles mit Stromgenerator. Hier das Durchflexen der Fenstergitter-Halterung.
Foto: Sadrowoski

Herausforderung: Optik & Substanz

Foto: Sadrowski
Das Gitter vor dem Kioskfenster ist endlich ab!
Die auffälligste Veränderung ist sicherlich der Fassaden-Anstrich. Aber im Inneren und am Äußeren des Gebäudes wurde noch viel mehr geleistet: Abschleifen von Türen und Fensterrahmen, abbröckelnden Putz abschlagen, Einbruchssicherung, provisorische Verkabelung, kaputte Scheiben ersetzen. In einem Raum wurde der morsche Holzboden weggehackt.
Foto: Rotthäuser
Foto: Rotthäuser
Foto: Schamp
Foto: Heinrich
Auch wenn wir noch lange nicht am Ziel sind, hat sich SCHWANENMARKT 1 bereits gewaltig gemausert. Durch seine Lage am Innenstadtring und dann gewissermaßen als Torhaus einer der davon abzweigenden großen Magistralen, der Castroper Straße, ist der Ort stark frequentiert. Den Passanten bieten sich auch an Tagen, an denen SCHWANENMARKT 1 – Labor für Kunst & soziale Recherche nicht geöffnet ist, Einblicke ins Innere des Gebäudes sowie Installationen an der Fassade und auf der angrenzenden Brache. Manchmal erheiternd, manchmal verwirrend. Doch durchgehend von hoher künstlerischer Qualität. Näheres dazu findet sich unter der Rubrik Kunst-am-Bau.
Fotos von: Bernd Beuscher, Claudia Heinrich, Karl-Heinz Mauermann, Maike Rotthäuser, Daniel Sadrowski, Matthias Schamp, Stephan Strsembski